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19.01.2015 08:00 | Christoph A. Pfister | 2 Kommentare | Tags: Health Professionals, Feedback, Konflikt, Team, Kommunikation, Change

Feedback-Beispiel: Rückmeldung per eMail

Das Buchkapitel "Wie sage ich’s am wirksamsten? - Feedback als Brücke zwischen Health Professionals" enthält auch wahre Fallbeispiele, welche die AutorInnen hier anonym zur Diskussion stellen, damit sie und die LeserInnen daraus (interprofessionell) lernen können. Bitte beantworten Sie also die Fragen unten mit einem Kommentar. Sie können gerne auch ein weiteres Fallbeispiel beisteuern.

Dr. Haldimann hat es als Fachassistenzarzt kurz vor der Facharztprüfung übernommen, im Zentrumsspital einen Nahtkurs für junge AssistenzärztInnen der ganzen Region durchzuführen. Anders als bei vorherigen Kursen ist die Zahl der angemeldeten Kurs­teilnehmerInnen geringer. Deshalb muss Dr. Haldimann einem Leitenden Arzt einer Nachbarklinik mitteilen, dass sein Oberarzt, Dr. Tschümperlin nicht als Tutor gebraucht werde. Auch zwei andere Tutoren muss er ausladen, was  ihm sehr peinlich ist.

Am Kurstag ist dann die Verwunderung gross: Dr. Tschümperlin erscheint im Kurssaal als hätte es nie eine Absage gegeben. Dr. Haldimann ist stinksauer, dass sein Entscheid über­gangen worden ist. Zudem ist ihm zu Ohren gekommen, dass die Klinik am See, um die es in diesem Beispiel geht und mit der das Zentrumsspital sonst gut zusammenarbeitet, vor drei Wochen ohne jede Absprache einen ähnlich ausgerichteten Nahtkurs angeboten hat. Wahrscheinlich war sogar deshalb der heutige Kurs nicht ausgebucht.

Dr. Haldimann lässt drei Tage vergehen, damit sich die Emotionen etwas legen konnten und schreibt dann dem Chefarzt der Klinik am See, Dr. Fasnacht eine eMail:

Lieber Fred,
Ich möchte noch etwas loswerden, das mich gestört hat, aber nichts mit der Person von Herrn Tschümperlin an und für sich zu tun hat. Für den Kurs hatte ich im Vorfeld neben ihm noch zwei weitere Tutoren eingeladen. Als sich abzeichnete, dass der Kurs nicht voll sein wird, habe ich diese „ausgeladen“. Dann hat mich dein leitender Arzt angefragt, ob Herr Dr. Tschümperlin kommen könnte und ich habe abgelehnt und ihm den Sachverhalt erklärt und begründet: Ich könne nicht bereits eingeladenen Tutoren, welche bereit waren zu kommen, absagen und gleichzeitig neue Tutoren auf die Liste nehmen. Ich war dann sehr erstaunt, dass Dr. Tschümperlin ohne Anmeldung und ohne eine Einladung meinerseits im Kursraum stand. Er hat seinen Job Vorort gut gemacht und war eine Hilfe. Ich verstehe aber nicht, wieso ich als Kursleiter  immer wieder so wie mit dem von dir organisierten Naht-Kurs vor einigen Monaten „ausgebremst“ und vor vollendete Tatsachen gestellt werde. Ich erwarte von dir als Chef mehr Fairness.
Mit Grüssen
Marco Haldimann

Eine Kopie erhält auch sein Vorgesetzter, der Chefarzt der chirurgischen Klinik des Zentrumsspitals und der CEO des Medizinaltechnikunternehmens Cat-Gut, das den Nahtkurs wesentlich sponsert.

Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten und lautet wie folgt:

Hallo
Zunächst als grundsätzlichen Punkt: Ich war der Meinung, dass wir in einem kollegialen Ver­hältnis stehen, gemeinsame Ziele verfolgen und keine politischen Spielchen treiben.......... Ich habe dem Organisator der Firma Cat-Gut meine Wünsche dargelegt und es als sinnvoll er­ach­tet, einen Tutor aus meiner Klinik zu schicken..... Bezüglich Fairness: Wenn Du mich oder mein Handeln als unfair erachtest, dann denke ich, dass es keine Ebene mehr für eine freund­schaft­liche Kommunikationen gibt.
Fred

Der Verteiler dieser eMail ist grösser geworden, umfasst nun 6 Personen, welche mit der Planung und Organisation des angebotenen Nahtkurses zu tun haben. Einer der Empfänger kommentiert kurz und bündig: „Uff !“

Fragen zur Reflexion:

Wie hätten Sie an Stelle von Dr. Marco Haldimann nach dem Debakel mit dem Nahtkurs reagiert?

Wie geht die Geschichte aus ihrer Sicht nach der letzten eMail weiter? Was kann Dr. Marco Haldimann tun?

Wie hätten Sie an Stelle von Dr. Fred Fasnacht reagiert?

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05.01.2015 08:00 | Christoph A. Pfister | 2 Kommentare | Tags: Health Professionals, Feedback, Kompetenzen, Team, Kommunikation, Kultur

Feedback-Beispiel: MitarbeiterInnen-Gespräch auf der Intensivstation

Das Buchkapitel "Wie sage ich’s am wirksamsten? - Feedback als Brücke zwischen Health Professionals" enthält auch wahre Fallbeispiele, welche die AutorInnen hier anonym zur Diskussion stellen, damit sie und die LeserInnen daraus (interprofessionell) lernen können. Bitte beantworten Sie also die Fragen unten mit einem Kommentar. Sie können gerne auch ein weiteres Fallbeispiel beisteuern.
Feedback-Beispiel: MitarbeiterInnen-Gespräch auf der Intensivstation

Wertschätzendes Feedback als Kompetenzförderungsmassnahme

Nach sechs Monaten Rotation auf der Intensivstation wurde das reguläre Evaluations­gespräch zwischen der Assistenzärztin und dem Chefarzt vereinbart. Das Gespräch findet ungestört im Büro des Chefs statt und dauerte etwas mehr als eine Stunde.

Prof. Minger beginnt das Gespräch und gibt Frau Zuber das Wort mit der Bitte Ihren Eindruck über die letzten sechs Monate kurz zu beschreiben, sich selbst und ihre Leistungen einzuschätzen und auch zu beschreiben, was besonders gut und was schlecht war. Schlussendlich wollte er auch wissen, was ihr denn ganz persönlich besonders ge­fallen habe und was weniger.

Ganz systematisch folgen anschliessend die Rückmeldungen zu ihrer Arbeit. Punkt für Punkt werden angesprochen – immer mit einer konkreten Rückmeldung, beispielsweise zu den manuellen Fertigkeiten, die auf der Intensivstation wirklich wichtig sind. Dazu gab Prof. Minger auch jedes Mal einen Vorschlag wie eine Schwäche verbessert werden könnte. Zum Schluss geht es noch um die weitere Zukunft der Assistenzärztin: Welches sind die nächsten Karriereschritte? Prof. Minger gibt seiner Assistenzärztin gerne eine persönliche Empfehlung zur Weiterbildungsplanung ab.

Fragen zur Reflexion:

Weshalb hat die Assistenzärztin dieses Gespräch als ausserordentlich positiv empfunden?

Was würden Sie persönlich anders machen?

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